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„Es gibt keinen Weg zum Glück. Glück ist der Weg.“


Was ist eigentlich die Bedeutung des Wortes Spielen?

Ein Spiel kann laut Duden als Tätigkeit definiert werden, die ohne bewussten Zweck zum Vergnügen, zur Entspannung oder aus Freude an ihr selbst und an ihrem Resultat ausgeübt wird

UND

ein Spiel kann nach festgelegten Regeln durchgeführt werden (Gesellschaftspiel).


Zum ersten Teil des Satzes fällt mir eine Dreijährige ein, die mit ihren Förmchen im Sand spielt, Kuchen backt und unsichtbaren Tee kocht, der anwesenden Erwachsenen wieder und wieder eingeschenkt wird und den sie aus kleinen Tassen schlürfen. Die Kleine singt und summt und klatscht in die Hände und die Teetrinker sind auch ziemlich fröhlich.

Zum zweiten Teil falle ich mir selbst ein, wie ich als Acht- oder Zehnjährige (oder als Acht- UND Zehnjährige) mit meinem Großvater Nachmittage lang Mühle gespielt habe. Warum haben wir dies getan? Weder hat es unsere Muskeln gestärkt, noch konnten wir am Ende eine zweite Fremdsprache spielend beherrschen. Wir hatten einfach Spaß daran, immer neue Kombinationen auszuprobieren oder beim Spielpartner zu verhindern, ja, es machte Spaß, gelegentlich zu gewinnen, aber es machte vor allem Spaß, miteinander Zeit zu verbringen und dabei herumzumühlen.

Was mir eigentlich eher nicht einfällt, obwohl es mir vielleicht einfallen sollte, sind millionenschwere Fußballspieler, die olympischen Spiele mit ihren strengen Sportlern, die Diät halten und hart trainieren, Spielsüchtige, die sich verschulden oder Spiele, bei denen es um Leben und Tod oder ums unbedingte Gewinnen geht.

Und doch sind es diese Art von Spielen, die ich häufig im Zusammenhang mit Pferden beobachte. Ein sogenannter Pferdespielplatz wurde in einer Reithalle aufgebaut, und was macht das Mensch-Pferd-Paar? Der Mensch dirigiert den Spielpartner Pferd im Seitengang über Stangen, über die Brücke, über Hütchen und was weiß ich wohin, ich habe es mir nicht zuende angesehen. Wo war die Spielfreude geblieben? Ich konnte sie nirgends entdecken. Wir Menschen scheinen in dieser Beziehung „Spielsüchtige“ zu sein und die Tendenz zu haben, aus einem Spielplatz etwas zu machen, bei dem es um Leben und Tod, oder doch zumindest ums unbedingte Gewinnen geht. Wo ist die Spielfreude bei Parellis berühmten Sieben Spielen? Die ausdruckslosen Gesichter der Zweibeiner sprechen Bände.

Um seelische Verletzungen zu heilen gibt es schon seit langer Zeit die sogenannte Sandspieltherapie (www.sandspiel.de). Hier spielen Menschen jeden Alters in einem geschützten Raum spontan und ohne Vorgabe oder offene Deutung durch den begleitenden, wohlwollenden Therapeuten. Durch dieses freie Spiel wird die Heilung der Seele und das Zurückfinden zum inneren Gleichgewicht ermöglicht. Das Ziel wird erreicht, aber es wird nicht darauf hingearbeitet. Es gibt Spielraum und die Freiheit, das auszudrücken, was gerade an die Oberfläche kommen möchte. Bei diesem Spiel spielt einer, und einer passt auf, begleitet und beschützt.



Vom Spiel zum Spielraum

Die Sandspieltherapie ist das genaue Gegenteil dessen, was das arme in den Seitengängen gefangen gehaltene Pferd erlebt. Es hat überhaupt keinen Spielraum. Es strampelt sich pausenlos in sogenannten gymnastizierenden Bewegungen ab, die sich positiv auf sein Gleichgewicht auswirken sollen.

Dabei müsste der Mensch dringend ins Gleichgewicht kommen. Müsste einatmen, ausatmen. Müsste wahrnehmen, hallo, hier ist ja ein Spielplatz. Das ist doch so etwas, wo man diese Spiel-Tätigkeiten ausübt, ohne bewussten Zweck, zum Vergnügen, zur Entspannung oder aus Freude an ihnen selbst und an ihrem Resultat. Und die festgelegten Regeln sind, a) niemand darf verletzt werden b) niemand darf über den anderen bestimmen c) es soll nichts kaputt gehen d) es geht um Freude, Vergnügen, Entspannung. Mensch, hör auf, dich anzustrengen.




Ist das noch Spiel oder will ich schon wieder etwas erreichen?

Vor vielen Jahren habe ich begonnen, mich für Zirkuslektionen für Pferde zu begeistern, für die Beschäftigung mit Tricks und klassischen Übungen aus der zirzensischen Arbeit. Mein Ziel war, dadurch der ernsten und humorlosen Reiterei der damaligen Zeit etwas entgegensetzen zu können. Für die konservativen Reiter sind Zirkuslektionen ja noch immer „Spielkram“. Aha. Da sind wir doch beim Thema! Doch auch in der Zirkusarbeit begegnete ich den Spielsüchtigen, den Freudlosen, den Pausenlosen, den niemals lachenden Zielgerichteten. Dazu ein andermal mehr. Eine Erkenntnis jedoch schon mal vorab. Egal, was man mit seinem Pferd unternimmt, vier Augen sollen leuchten, die des Pferdes und die des Menschen. Pferd und Mensch sollen mit Liebe und Freude und im gegenseitigen Kontakt dabei sein, sie sollen tief atmen und viele Pausen machen. So siehts aus. Alles andere ist doch Mist.




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