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Fieten mok de döör op


Friedliches und schönes Neues Jahr!

Es gibt ja echt schöne Traditionen. Und die dörfliche Tradition, am Silvesterabend die Tür zu öffnen für alle, die obiges Lied vorgesungen haben, ist wirklich schön. 

Die Sänger*innen sind meist verkleidet und es gehört zur Tradition, zu erraten, wer sich unter Masken und Schminke verbirgt. Schön. Auch, dass man bisschen quatscht und dabei das ein oder andere Gläschen trinkt, ist schön. Ich mache gerne die Tür auf. Und ich bin auch selbst schon oft durchs Dorf getingelt und fand es cool, nach dem Rummelpott-Lied „Na, denn kommt mal rin“ zu hören. Nagut, es gab bei diesen Wanderungen häufig eine ungute Mischung unterschiedlichster Selbstaufgesetzter plus Sekt und Wein, und gelegentlich vertrug ich die nicht so hundertprozentig. Doch Rummelpott zu laufen und/oder Rummelpottleute hier zu haben, hat mir eigentlich immer Spaß gemacht.

 

Mein Liebster bleibt zuhaus

Allerdings ging das nur, wenn mein Liebster zuhause blieb und unsere Tiere beruhigte. Wir sperren sie bereits in der Dämmerung in den Stall und schließen die Tür. Mit den Hunden sind wir zuvor lange irgendwo in der Wallapampa gegangen, in der Hoffnung, dass dort nicht geböllert wird. Alle Tiere bekommen Pulver, Kräuter und anderes gegen Stress. Trotzdem sind sie, je nach Wesen mehr oder weniger, aufgeregt, nervös, beunruhigt, panisch. Das Silvesterfeuerwerk interessiert uns daher immer weniger. Wir schauen nicht zu. Wir trösten stattdessen unsere Viecher. Auch an den darauf folgenden Tagen lassen wir sie nicht allein, wenn sie erschöpft damit beschäftigt sind, den Stress der Nacht zu verarbeiten, während hahaha immer noch weiter geböllert wird. Wir sorgen dafür, dass es ihnen trotz Silvester einigermaßen gut geht, dass sie sich in ihrer Angst, Sorge und Panik nicht verletzen oder vor Stress krank werden.


 

Silvestervorsorge

Und damit sind wir nicht alleine. Menschen verbringen Silvester zusammen mit ihrem Haustier an Flughäfen, übernachten im Flughafenhotel oder sitzen in den Gängen. Oder sie fahren auf böllerfreie Inseln. Menschen bringen ihre Pferde raus aus dem Dorf, aus der Stadt, irgendwohin, wo sie weniger Angst haben müssen. Und nicht nur Haustiere werden verfrachtet. Man verfrachtet sich auch selbst irgendwohin, wo Ruhe herrscht. Dass das Geböller leider auch noch nach vorne und hinten ausgedehnt wird und nicht nur einen Tag, sondern eine Woche dauert, ist dabei nicht gerade hilfreich. Krachsensible Wesen werden mit jedem Knall sensibler.

 

Ja, warum nur?

Warum erwachen Tiere, die eigentlich im Winterschlaf sind, nur? Stellen die sich vielleicht an? Warum fallen Vögel tot vom Himmel, nachdem sie erschöpfend weit nach oben geflogen sind vor Angst? Warum verfohlen Stuten ausgerechnet an Silvester, warum steigen Pferde in ihren Boxen oder springen in Zäune? Warum steigt der Blutdruck? Warum soll diese schöne alte Tradition, die Geister mit Krach zu vertreiben, verboten werden, wie es inzwischen die Polizeigewerkschaft, die deutsche Umwelthilfe, der Präsident der Bundesärztekammer, die Präsidentin der Landesärztekammer in Niedersachsen, die Peta und andere fordern? Warum nur?

Die Gründe für das Verbot kann man überall nachlesen. Tote, verletzte, traumatisierte Zwei- und Vierbeiner und ein wahnwitzig riesiges Aufgebot an öffentlichen, aber auch, siehe oben, privaten Maßnahmen, um die Schäden irgendwie zu begrenzen.


4 Langohren gegen Böller und Kracher- Tommelise, Tuuli, Thea und Tilda

 

Humorlos! Spaßbefreit! Total Mimimi! Oder?

Man müsste es doch eigentlich merken, dass Böllern kein Spaß ist. Man müsste doch merken, dass es nicht gut ist, wenn die Hälfte der Mitmenschen schon Wochen vor Silvester in die Planung für ein unfallfreies Silvester einsteigt. Man müsste doch merken, dass laute, lärmende Silvestertraditionen für viele vor allem mit Sorge und Angst und Arbeit verbunden sind. Für mich ist es normal, auf Schwächere zu achten. Spaß bedeutet für mich, dass er nicht auf Kosten anderer gehen darf – sonst ist es kein Spaß. Muss man das wirklich erklären? Ich muss sagen, Leute über zwölf, denen ich das erklären müsste, kann ich nicht leiden.

Wie unverbunden mit der Umgebung ist man bitte, wenn man das nicht versteht? Leute, wacht auf. Laute Silvestertraditionen sind kein Spaß. Sie sind schlicht und einfach zum Kotzen. Sie sind unsozial, gefährlich, verletzend. Nehmt einfach das Schöne, Verbindende und Leise, das allen Spaß macht und lasst den Rest sein.

 

Ute Ochsenbauer

 

 


Die Schlussworte sind von Erich Fried:


Humorlos


Die Jungen werfen

zum Spaß

mit Steinen

nach Fröschen


Die Frösche

sterben im Ernst

 

 

 

 

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