Ziemlich genau vor zwei Jahren, kurz vor ihrem ersten Geburtstag, ist Tommelise zu uns gezogen. Zunächst sehr scheu und heimwehkrank, taute sie nach und nach auf und offenbarte sowohl ihre zarte Seite, als auch ihr ausgeprägtes Gangstertum. Heute ist sie knapp drei Jahre alt und damit noch immer ein süßes, freches Eselbaby. Und weil sie noch ein Baby ist, schläft sie auch besonders viel.
Esel schlafen, wie Pferde, sowohl im Stehen, als auch im Liegen. Fühlt das Tier sich sicher, legt es sich auch hin. Anders als Tiere, die schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht haben, springt Tommelise nicht auf, wenn sie gerade ein Nickerchen im Liegen hält und wir um sie herumwuseln. Doch zu Anfang, als sie hier fremd war und Heimweh hatte, versuchte sie mit aller Kraft, NICHT zu liegen.
Wenn es sich anbietet und wenn`s Tommelise danach ist, kommt sie zum Schlafen manchmal zu uns. Das ist sehr rührend. Sie braucht dabei gewisse Vor-Schlaf-Rituale, zu denen es gehört, uns nach allen Regeln der Eselkunst abzuschnuppern. Wir glauben, dass sie in Phase drei der Vor-Rituale auch einen Schnuller gebrauchen könnte, denn sie nimmt dann gern etwas ganz zart ins Maul. Einen Schnuller haben wir bei ihr noch nicht ausprobiert. Doch wir massieren die Außen- und Innenseite ihres Mauls, wenn sie "danach fragt".
Heimweh und Wohlbefinden: Das Maul
Gegen Tommelises anfängliches Heimweh halfen die Maul-TTouches aus der Tellington-Arbeit nämlich auch ganz fantastisch. Tommelises Maul ist sehr eng mit ihren Gefühlen verbunden. Das ist bei allen Säugetieren, und ganz besonders bei den Jüngsten unter ihnen, so. Mit dem Maul wird die Welt erkundet, mit dem Maul wird genuckelt, mit dem Maul wird Unbehagen ausgedrückt, das Maul ist für soziale Kontakte wie die Fellpflege zuständig. Zarte Maularbeit vermittelt Sicherheit und Geborgenheit und spricht emotionale Bereiche an, durch die Verbundenheit und Vertrauen wachsen. Tommelise gab ihr Mäulchen sozusagen aufatmend in meine Hände, nachdem sie sich anfangs einige Tage lang kaum anfassen ließ. Sanfte Kreise auf dem Zahnfleisch des Ober- und Unterkiefers und auf den Innenseiten der Ober- und Unterlippe taten ihr sichtlich wohl, nachdem eine sachte Tellington-Behandlung der Außenseite von Maul und Nüstern ihr schon ganz gut gefallen hatte. Wenn man sich dann besser kennt, kann man auch den Gaumen mit in die Maularbeit einbeziehen. Anders als man vielleicht denkt, ist der Gaumen relativ weich. Auch die "unbezahnten" Zahnleisten kann man massieren, was gerade im Zahnwechsel sehr angenehm zu sein scheint.
Falls du das bei deinem Pferd oder Esel ausprobieren möchtest, beginne am besten auf der Seite, von der aus du NICHT die Wurmkur gibst. Beginne außen. Steh bequem. Atme. Entspann deine Schultern. Schau in die gleiche Richtung wie dein Tier. Halte mit der einen Hand sanft den Kopf des Tieres, mit der anderen streichst du sachte die Nüstern aus und gleitest sanft außen um Maul und Kinn und dann vielleicht über die Innenseite der Oberlippe. Anfangs ist weniger mehr.
Nun weißt du jedenfalls, was Heimweh mit Schlaf und mit Maularbeit zu tun hat :-)
